Wirtschaft

HanseMerkur: Auf gutem Kurs trotz Corona

5. August 2020
Vorstandsvorsitzender Eberhard Sautter über Schadenquote, neue Kooperationen und Azubis bei der HanseMerkur

Die Hamburger Versicherungsgruppe HanseMerkur ist bislang unbeschadet durch die Corona-Zeit gekommen. Zu einer besonders starken Belastung durch an COVID-19-Erkrankten sei es bislang nicht gekommen. Die im Lockdown erprobten flexiblen Arbeitsbedingungen hingegen seien bei den Mitarbeitern sehr gut angekommen und sollen auch in Zukunft beibehalten werden. Davon soll auch die nächste Generation von HanseMerkur-Mitarbeitern profitieren.

Im Interview mit Hamburg News berichtet Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Versicherungsgruppe HanseMerkur, über die Schadenquote, neue Kooperationen und Azubis.

Hamburg News: Lieber Herr Sautter, wie ist die HanseMerkur als Versicherungsunternehmen bisher durch die Pandemie gekommen?

Eberhard Sautter: Die coronabedingten Mehrausgaben in der Krankenversicherung belasten uns derzeit nicht, da sie durch die reduzierte Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen aus Angst vor Corona-Infizierung kompensiert werden. Derzeit haben wir also eine mit 2019 vergleichbare Schadenquote. Eine verlässliche Bewertung lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt aber noch nicht vornehmen, da wir die Umlagen des Bundes auf die Privaten Krankenversicherung (PKV) und die Mehrausgaben durch etwaige Ad-hoc Gesetze der Bundesregierung noch nicht kennen.

Das einzige Geschäftsfeld, in dem wir starke Einbußen zu verzeichnen haben, ist jenes der Reise- und der touristischen Insolvenzversicherung. Auch hier aber wird man das wirkliche Ausmaß auf die Bilanz erst im ersten Quartal 2021 bewerten können. Unsere Partner in der Reisebranche operieren im Krisenmodus. Der Pfad zurück zur Normalität hängt von der Verfügbarkeit von Impfstoffen oder Medikamenten ab. Aber unter dem Strich sind wir bislang gut durch die Krise gekommen.

Eberhard Sautter, Vorstandsvorsitzender der Hamburger Versicherungsgruppe HanseMerkur

Hamburg News: Die Pandemie hat zu einer gesteigerten Sensibilität gegenüber Gesundheitsthemen geführt. Kommt das Ihrer Branche zugute?

Eberhard Sautter: In einer Gesellschaft, die vom demographischen Wandel geprägt ist, gibt es eine höhere Sensibilität für Gesundheitsthemen. Dies kommt durch das aktuelle Pandemiethema und die breite Berichterstattung zu COVID-19 noch deutlicher zum Tragen. Als Dienstleister in der PKV, die medizinische Innovationen stets ermöglicht hat, profitieren unsere Vertriebe derzeit von einer erhöhten Aufmerksamkeit, gerade auch zu einem hochwertigen Versicherungsschutz.

Hamburg News: Seit Ende Mai kooperiert die Hansemerkur mit Tchibo – ein Ansatz, um für die Zukunft noch besser aufgestellt zu sein?

Eberhard Sautter: Die HanseMerkur hat neben den klassischen Vertriebswegen bereits seit fast zwei Jahrzehnten auch den Kooperationen besondere Aufmerksamkeit geschenkt. So sind wir etwa Produktpartner renommierter Unternehmen wie der DAK-Gesundheit, der Optikerkette Fielmann, der Hamburger Sparkasse oder der Budni-Drogeriemärkte. Tchibo ist eine interessante Erweiterung in diesem Segment. Das im Marketing innovative Unternehmen spricht auch die vorsorgeaffineren Frauen an, so dass wir hier etwa über eine leistungsstarke Krankenzusatzversicherung kooperieren. 

Hamburg News: Ganz Deutschland hat während des Corona-Lockdowns umfassende Erfahrungen mit dem Home-Office gemacht. Haben auch Ihre Mitarbeiter die neuen Arbeitsformen schätzen gelernt?

Eberhard Sautter: Ja, das bestätigt auch eine anonyme und freiwillige Mitarbeiterbefragung vom Mai/Juni 2020, an der sich knapp 1.100 Beschäftigte beteiligt haben. Sie ergab unter anderen den breiten Wunsch nach einer Fortsetzung der Flexibilisierung von Arbeitsort und -zeit. Klar ist schon jetzt: wir werden sicher dauerhaft mehr Mitarbeiter mit Heimarbeitsplätzen ausstatten, was in einer von Krisen geprägten Zeit zudem von Vorteil ist, da so situativ auf Notfallsituationen schnell und effizient umgeschaltet werden kann. Insofern wird auch unser Unternehmen weniger anfällig für herausfordernde Szenarien.

Hamburg News: Wie schnell konnten sie denn im März „umschalten“?

Eberhard Sautter: Unser hoher Digitalisierungsgrad ermöglichte es uns, kurzfristig die Anzahl der Heimarbeitsplätze zwischen März und Mai auf 90 Prozent zu erhöhen, so dass wir keine Produktivitätsabbrüche zu verzeichnen hatten. Derzeit liegt das Verhältnis Homeoffice zu Vor-Ort-Betrieb in unserer Zentrale am Dammtor bei 75 Prozent zu 25 Prozent, da wir erst einmal abwarten wollen, wie sich das Pandemiegeschehen nach Abschluss der Urlaubssaison darstellt.

Hamburg News: Wie wird in Zukunft bei HanseMerkur gearbeitet?

Eberhard Sautter: Wir werden ein auch hinsichtlich der Arbeitszeit flexibleres, atmendes Modell in einem Mix von Heimarbeit und Vor-Ort-Betrieb fahren. Das kann man nicht verordnen, da es auch eine Typfrage ist, ob ich Privat- und Berufsleben gut mischen kann oder lieber trennen möchte. Grundsätzlich gilt auch hinsichtlich der Produktivität: was für den Mitarbeiter arbeitstechnisch besser ist, kommt auch dem Unternehmen zugute.

Hamburg News: Durch die Corona-Krise ist die Zahl der Ausbildungsplätze in Hamburg zurückgegangen, wie ist das bei der HanseMerkur?

Eberhard Sautter: Die HanseMerkur stellt seit geraumer Zeit alljährlich zwischen zehn und 20 Ausbildungsplätze zur Verfügung, da wir die spätere Übernahme stets bedarfsgerecht steuern. Zum 1. September fangen 13 neue Auszubildende bei uns an: sechs von ihnen als Kaufmann/-frau für Versicherungen und Finanzen sowie sieben duale Studentinnen und Studenten. Kurzum: die Corona-Krise hatte keinen Einfluss auf unsere Ausbildungssituation.

Hamburg News: Lieber Herr Sautter, wir danken Ihnen für das Gespräch.
ys/kk

Das Interview führte Yvonne Scheller

Quellen und weitere Informationen

Die Wurzeln der HanseMerkur gehen auf die "Hanseatische Krankenversicherung von 1875 Merkur VVaG" zurück. Die Hauptsparte der selbständigen und konzernunabhängigen Versicherungsgruppe ist die Krankenversicherung. Zudem ist die HanseMerkur Spezialist für den privaten Ergänzungsschutz gesetzlich Krankenversicherter und mit rund 1,2 Millionen Zusatzversicherten einer der größten deutschen Anbieter in diesem Segment. 2019 verzeichnete das Unternehmen einen Anstieg der Brutto-Beitragseinnahmen um 11,7 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro.

 

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