Kreativwirtschaft

Media Lift: So gestalten Startups den Medienstandort Hamburg

23. August 2022
Von KI-basierten Geschäftsmodellen bis zu journalistischer Nachwuchsförderung – der Inkubator deckt viele Felder ab. Neue Serie

Mensch oder Maschine? Die KI-basierte Text-to-Speech Anwendung von BotTalk wandelt einen geschriebenen Text in ein erstaunlich menschlich klingendes Sprachformat um. Auch musicube setzt auf künstliche Intelligenz (KI), um für jede Stimmung die passende Musik zu finden. Yournalist hingegen will Schüler:innen Lust auf das journalistische Handwerk machen. Und obwohl alle drei Startups technikorientiert agieren – auch Yournalist entwickelt eine spezielle App für seine Zielgruppe – haben es die Teams vor allem aufgrund ihres Geschäftspotenzials in den Inkubator Media Lift geschafft. Teil 1 unserer neuen Serie zu Hamburgs Ideenbeschleuniger.

Tragfähiges Geschäftsmodell & Technik-Innovation

„Media Lift von nextMedia.Hamburg ist ein Inkubator für innovative Geschäftsideen an der Schnittstelle von Content und Technologie“, erklärt Programmmanager Bruno Marks. „Unsere sechsköpfige Jury achtet beim Auswahlverfahren besonders auf ein tragfähiges Geschäftsmodell. Ist dieser Aspekt gegeben, folgt der Fokus auf Technikinnovationen.“ Schließlich sei KI in der Branche aktuell ein Riesenthema. Als Beispiel nennt Marks Assistenzsysteme für News-Redaktionen, die automatische Bezüge etwa von einem Sportartikel zu Klimathemen aufzeigen. Metaverse und wie sich die erweiterte Realität zu einem relevanten Markt entwickeln könne, sei ein weiteres interessantes Feld.

Inkubator ist in drei Phasen unterteilt

Ob die Geschäftsmodelle der Media-Lift-Teams tatsächlich zukunftsfähig sind, wird während des viereinhalbmonatigen Programms immer wieder auf den Prüfstand gestellt. Der Inkubator ist in drei Phasen unterteilt, die jeweils in einen Milestone-Pitch gipfeln und mit einer Fördersumme in der Höhe von 5.000 Euro belohnt werden, wenn der Pitch erfolgreich ist. Dieser Erfolg wird maßgeblich durch Team-Coachings, Workshops und Pitch-Trainings unterstützt. In der ersten Phase geht es um Idee und Team, erzählt Marks „Hier liegt der Fokus in der Regel vor allem in der Weiterentwicklung der Idee. Aber wir haben festgestellt, dass der Teamspirit ebenso wichtig ist.“ Und so achten die Team-Coaches und Bruno Marks als Programmmanager etwa auf Fragen, wie: Herrscht Klarheit über Rollen- und Aufgabenverteilung? Sind alle nötigen Kompetenzen im Team vorhanden? Und wie sieht es mit dem Commitment aus – Ist der Schritt zum Vollzeitgründer geplant?

Auf die Plätze, fertig, los, Pitch (2021)

BotTalk: Text-to-Speech Anwendung

In der zweiten und dritten Phase geht es dann um Prototyping, also um den Test eines greifbaren Produkts an realen Usern, und um die Entwicklung des Geschäftsmodells hin zu einer Anschlussfinanzierung. Denn die Fördersumme von maximal 15.000 Euro – die Startups erhalten das Geld ohne Anteile abgeben zu müssen – ist auf dem Weg zum Markteintritt schnell aufgebraucht. BotTalk ist dieser Schritt bereits gelungen, das Hamburger Startup zählt die Nachrichtenagentur dpa oder das Hamburger Abendblatt zu seinen Kunden. „Hinter der Vorlesefunktion vieler Medien steckt die Anwendung von BotTalk und es klingt, als sitze da eine reale Nachrichtensprecherin am Mikro“, erzählt Marks. Weitere Audioprodukte des Media Lift-Startups aus Batch 2 (die teilnehmenden Startups eines Programmdurchlaufs werden als Batch bezeichnet. Anmerkung der Redaktion) sind Podcast-Erstellungen aus Nachrichten oder eine Audioanalyse, die etwa Hörlänge oder beliebteste Artikel identifiziert.

Bruno Marks, Media-Lift-Programmmanager

musicube: KI-basierte Musiksuche

Die spezielle Audioanalyse von musicube, eine neuartige Musiksuche basierend auf KI-Metadaten in einer Datenbank mit mehr als 50 Millionen Songtiteln, hat Songtradr überzeugt. Das US-amerikanische Musikunternehmen hat musicube im Juni übernommen. Auf den Pitch vor einem der führenden B2B-Musikunternehmen der Branche war das Hamburger Startup auch dank der Storytelling-Clinic des Inkubators gut vorbereitet. „Das ist ein Coaching-Format, das eine überzeugende Story zum Ziel hat, aber auch Pitching-Skills trainiert“, so Marks.

Yournalist aus Dänemark: visuelles Format für Teenager

Auch musicube ist eine Erfolgsstory aus Batch 2. Das Startup Yournalist hingegen feilt noch an seiner App, die einer neuer Generation von Journalist:innen den Weg in die Branche ebnen soll. Das Gründerteam arbeitet an einem visuellen Format für Teenager, die in einem geschützten Rahmen eigene Storys erzählen und dabei auf unterhaltsame und informelle Art lernen, wie wichtig Fakten und kritisches Denken (nicht nur) im Journalismus sind. „In Batch 4 haben wir erstmalig mit Yournalist ein dänisches Startup dabei und spontan die Programmsprache in Englisch gewechselt“, betont Marks. Das Gründerteam hätte sich bei dem Hamburger Inkubator beworben, weil es auf den deutschen Markt ziele. „Aber auch weil für Content-Startups kein Weg an Hamburg vorbeiführt“, so Marks. „Hier sind neben renommierten Agenturen, Plattformen und Medienhäusern zahlreiche globale Techunternehmen wie Google, Snapchat, Facebook und Twitch ansässig. Hamburg ist nach Berlin Deutschlands wichtigster Games-Standort und es gibt zahlreiche Top-Förderprogramme wie den Media Lift. Natürlich wollte Yournalist nach Hamburg!“
ys/sb

Quellen und weitere Informationen

Startup City Hamburg

Die Plattform Startup City Hamburg bietet einen umfassenden Überblick über die in der Elbmetropole ansässigen Startups, Förderangebote und Vernetzungsmöglichkeiten. Sie soll als digitaler Single Point of Contact für das Hamburger Startup-Ökosystem dienen und den Standort für junge Unternehmen national und international noch sichtbarer machen. Die Website ist aus einer gemeinsamen Initiative der Behörde für Wirtschaft und Innovation, Hamburg Innovation, Hamburg Invest und Hamburg Marketing sowie dem Institut für Innovation und Technik (IIT) hervorgegangen.

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