Logistik

Hapag-Lloyd-Chef: So wollen wir unsere Ziele erreichen

14. Dezember 2021
Jüngst verkündete Hapag-Lloyd ein Rekordergebnis. Digitalisierung und Nachhaltigkeit gehen ebenfalls voran. Interview mit CEO Rolf Habben Jansen

Der Kurs stimmt. Die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd vermeldet ein außergewöhnlich starkes Ergebnis für die ersten neun Monate 2021. Die Umsätze stiegen um etwa 70 Prozent auf 17,9 Milliarden US-Dollar, umgerechnet rund 15 Milliarden Euro an. Wesentlich dazu beigetragen hat eine höhere durchschnittliche Frachtrate von 1.818 USD/TEU (9M 2020: 1.097 USD/TEU). Diese signifikante Steigerung beruht insbesondere auf einer anhaltend hohen Nachfrage nach Containertransporten bei zugleich knappen Kapazitäten. Zudem wuchs die Transportmenge auf 8.980 TTEU und lag damit um drei Prozent über dem Vorjahreswert. Hamburg News hat Rolf Habben Jansen, Vorstandesvorsitzender der Hapag-Lloyd AG, nach der Zukunft der Branche, Digitalisierung und Nachhaltigkeit gefragt.

Hamburg News: Trotz aktuell guter Zahlen – es hakt gewaltig in der globalen Lieferkette. Es mangelt an Schiffen, Containern, Abwicklungskapazitäten bis hin zu LKW-Fahrern und der Stauproblematik. Welche spezifischen Lösungsansätze können hier von Hapag-Lloyd als maßgeblichem Akteur kommen?

Rolf Habben Jansen: Tatsächlich stehen die globalen Lieferketten unter enormem Druck, der sich während des dritten Quartals noch weiter verschärft hat. Darunter leiden Reedereien, Spediteure, Häfen und Terminals – aber vor allem die Kunden weltweit. Wir setzen alles daran, mit geeigneten Angeboten zu helfen und durch gezielte Investitionen und flexibles Kapazitätsmanagement unseren Teil zur Lösung der Situation beizutragen. Viele Gegenmaßnahmen haben wir schon zu Beginn der Krise eingeleitet, die bis heute andauern. So verlagern wir Kapazitäten in nachfragestarke Märkte und optimieren stetig unser Servicenetz, um u.a. überlastete Häfen zu vermeiden. Gleichzeitig haben wir zusätzliche Schiffe und Container gekauft, Personal und IT-Kapazitäten aufgestockt und neue digitale Lösungen eingeführt. All dies trägt dazu bei, die Auswirkungen auf unsere Kundschaft so gering wie möglich zu halten.

 

Hapag Lloyd-CEO-Rolf Habben Jansen

Hamburg News: Hapag-Lloyd beteiligt sich am JadeWeserPort Wilhelmshaven. Was bedeutet das für das Unternehmen – und den Hamburger Hafen?

Rolf Habben Jansen: Unsere Beteiligung am JadeWeserPort wird uns flexibler machen und unser Angebot über den Hamburger Hafen gut ergänzen. Wir sind überzeugt, dass dieses Investment die Position der deutschen Häfen stärken und unsere Wettbewerbsfähigkeit steigern wird, insbesondere im Fernost-Verkehr. Hamburg wird nach wie vor unser Heimathafen in Deutschland bleiben.

Hamburg News: Die digitale Transformation schreitet auch bei Hapag-Lloyd voran. Im September haben Sie elektronische Konnossemente – Schiffsfrachtbriefe – eingeführt und damit einen weiteren Schritt in eine papierlose Zukunft getan…

Hapag Lloyd Verladung

Rolf Habben Jansen: Digitalisierung ist eine wichtige Säule unserer Strategie. Mit dem „electronic Bill of Lading“ bieten wir unseren Kunden eine dringend benötigte digitale Lösung zur Freigabe von Konnossementen an. Ohne auf Drucker und Papier zurückgreifen zu müssen, können die Dokumente so innerhalb von Minuten ausgestellt, übermittelt und unterzeichnet werden. Das macht den gesamten Prozess nachhaltiger, sicherer und schneller. Ein echter Mehrwert für alle Beteiligten.

Hamburg News: Ein weiteres Ziel bei Hapag-Lloyd lautet: die Zukunft der Schifffahrt noch nachhaltiger zu gestalten. Kommt der Umstieg auf LNG?

Rolf Habben Jansen: Wir sehen fossiles Flüssigerdgas (LNG) als gute Übergangslösung. Hierbei ist jedoch zu bedenken, dass fossiles LNG zwar eine Emissionsreduktion bringt, uns aber nicht kohlenstofffrei macht. Wir müssen es also mittel- bis langfristig durch andere alternative Kraftstoffe, wie z.B. Biomethan oder synthetisches Methan, ersetzen. Unsere zwölf bestellten 23.500-TEU-Schiffe, die wir ab 2023 in unsere Flotte aufnehmen, werden über einen Dual-Fuel-Antrieb verfügen, d.h. sie sind für den Betrieb mit herkömmlichen Treibstoff, Flüssigerdgas oder zukünftige alternative Kraftstoffe geeignet.

Hamburg News: Bis zum Jahr 2030 soll die CO2-Intensität der Hapag-Lloyd eigenen Flotte um 60 % im Vergleich zum Referenzjahr 2008 der International Maritime Organization (IMO) sinken. Wie wollen Sie das erreichen?

Rolf Habben Jansen: In erster Linie, indem wir neue Schiffe kaufen, alte Schiffe ausrangieren und alternative Kraftstoffe verwenden. Doch auch die Modernisierung bestehender Schiffe spielt dabei eine Rolle. Gleichzeitig wollen wir den Einsatz unserer Flotte effektiver gestalten und unser operatives Netzwerk noch effizienter aufstellen, da dies auch zu weniger Emissionsausstoß beiträgt.

Hamburg News: Corona hat bei vielen Unternehmen quasi über Nacht zu „New Work“ geführt. Wie sieht modernes Arbeiten bei Hapag-Lloyd aus?

Rolf Habben Jansen: Aus derzeit noch vier Hamburger Standorten werden zwei: Unsere Standorte in der Rosenstraße und am Ballindamm. Zukünftig wollen wir ein moderneres und agileres Arbeiten ermöglichen. Kreativräume, Ruhezonen, Bereiche für hybrides Arbeiten – all dies trägt zu einem zeitgemäßen Arbeitsumfeld bei.

Hamburg News: Vielen Dank für das interessante Gespräch!

Das Interview führte Yvonne Scheller

 

Ballin-Haus

Quellen und weitere Informationen

Mit einer Flotte von 257 modernen Containerschiffen und einer Gesamttransportkapazität von 1,8 Millionen TEU ist Hapag-Lloyd eine der weltweit führenden Linienreedereien. Das Unternehmen ist mit circa 13.900 Mitarbeitenden an Standorten in 137 Ländern mit 418 Büros präsent. Hapag-Lloyd verfügt über einen Containerbestand von rund 3 Millionen TEU – inklusive einer der größten und modernsten Kühlcontainerflotten. Weltweit 129 Liniendienste sorgen für schnelle und zuverlässige Verbindungen zwischen mehr als 600 Häfen auf allen Kontinenten. Hapag-Lloyd gehört in den Fahrtgebieten Transatlantik, Mittlerer Osten, Lateinamerika sowie Intra-Amerika zu den führenden Anbietern.

Rolf Habben Jansen ist seit April 2014 Mitglied des Vorstandes der Hapag-Lloyd AG und ist seit Juli 2014 Vorsitzender des Vorstandes der Hapag-Lloyd AG. Der Niederländer – geboren 1966 in Spijkenisse bei Rotterdam – begann seine Karriere, nach einem Wirtschafts-Studium an der Erasmus-Universität in Rotterdam, bei der ehemaligen niederländischen Reederei Royal Nedlloyd. Dort, sowie beim Schweizer Logistikunternehmen Danzas, hatte er verschiedene Positionen inne, bevor Danzas mit DHL fusionierte. Von 2001 an verantwortete er für DHL die Kontraktlogistik für weite Teile von Europa, von 2006 an war er als Head of Global Customer Solutions verantwortlich für die 100 wichtigsten Kunden des Dienstleistungskonzerns. Von 2009 an leitete er als Chief Executive Officer fünf Jahre lang das weltweit tätige Logistikunternehmen Damco.

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