Wasserstoff

Grüner Stahl aus Hamburg: 55 Millionen vom Bund

8. September 2021
Förderung für den Bau einer wasserstoffbasierten DRI-Anlage von ArcelorMittal. EU-Kommission muss noch zustimmen

Die Bundesregierung will den Bau der ersten wasserstoffbasierten DRI-Anlage (DRI = Direct Reduced Iron, also direktreduziertes Eisen oder Eisenschwamm) in Deutschland im industriellen Maßstab in Hamburg fördern. Das sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze am Dienstag (7.9.) bei einem Besuch des Stahlwerks von ArcelorMittal in Hamburg. Mit dieser Demonstrationsanlage, in der ausschließlich Wasserstoff als chemisches Mittel zur Reduktion von Eisenerz zu DRI eingesetzt wird, soll der Grundstein für einen Stahlerzeugungsprozess gelegt werden, der die Herstellung von Stahl ohne CO2-Emissionen mithilfe von Elektrolichtbogenöfen ermöglicht, die mit grünem DRI und Schrott beschickt und mit erneuerbarem Strom betrieben werden.   

Die Bundesregierung will den Bau der Anlage demnach mit 55 Millionen Euro fördern, was der Hälfte der erforderlichen Gesamtinvestitionen von 110 Millionen Euro entspricht. Als nächster Schritt muss die Europäische Kommission die Absicht der Bundesregierung zur Bereitstellung von Mitteln genehmigen, bevor mit der Errichtung der neuen Anlage begonnen werden kann. Die Produktion soll im Jahr 2025 anlaufen. Ein weiterer Meilenstein Hamburgs auf dem Weg zur europäischen Wasserstoff-Metropole

Umstellung auf emissionsfreie Stahlproduktion – mit grünem Wasserstoff

DRI wird derzeit mithilfe von Erdgas hergestellt, um Eisenerz zu reduzieren. In einer Übergangsphase soll zunächst die Reduktion von Eisenerz mit Wasserstoff demonstriert werden, wobei der Wasserstoff aus der Prozessgasabscheidung des Hamburger Werks stammt. Sobald er in ausreichenden Mengen und zu einem erschwinglichen Preis zur Verfügung steht, wird grüner Wasserstoff – hergestellt aus der Elektrolyse von Wasser unter Verwendung erneuerbarer Energien – verwendet. Bis 2030 plant ArcelorMittal, allein im Hamburger Werk mehr als eine Million Tonnen kohlenstoffneutralen Stahl pro Jahr zu produzieren und damit rund 800.000 Tonnen CO2-Emissionen jährlich einzusparen.

Voraussetzung: Ausbau der erneuerbaren Energien

„Seit die Menschheit Stahl produziert, braucht sie dafür Kohle. Wir helfen dabei, dass das künftig mit Wasserstoff aus Wind- und Sonnenstrom gelingt. Der Umbau der Stahlindustrie ist eine riesige Herausforderung“, so Schulze. Wenn die Unternehmen jetzt in treibhausgasneutrale Verfahren und Produkte wie grünen Stahl investierten, würden sie in Zukunft am Markt bestehen können, und die Arbeitsplätze seien gesichert. Voraussetzung sei der Ausbau der erneuerbaren Energien. Auch Michael Westhagemann, Hamburgs Senator für Wirtschaft und Innovation, betonte die Jahrhundertaufgabe. „Dabei geht es darum, unsere Klimaschutzziele in den gesetzten Fristen zu erzielen, ohne den Industrie- und Technologiestandort Deutschland zu gefährden“, so Westhagemann.

Europäische Kommission muss zustimmen

„Mit der geplanten Anlage werden wir erstmals in der Lage sein, 100.000 Tonnen DRI für die Stahlerzeugung unter Verwendung von Wasserstoff zu produzieren – und das bereits im Jahr 2025. Damit trägt unser Projekt zum Ziel der Treibhausgasreduktion und einer kohlenstoffarmen Wirtschaft bei", so Dr. Uwe Braun, CEO ArcelorMittal Hamburg. „Die Technologie ist direkt übertragbar und zeigt, wie andere Stahlwerke unseres Konzerns – zum Beispiel in Bremen und Eisenhüttenstadt – auf eine klimaneutrale Stahlproduktion umstellen können.“

Allerdings sei die Herstellung von kohlenstoffarmem oder kohlenstofffreiem Stahldeutlich teurer als die traditionelle Stahlerzeugung, daher sei man weiterhin auf die Unterstützung der Politik angewiesen. „Die Absicht der deutschen Bundesregierung, Fördermittel bereitzustellen, hilft unserem Projekt, wofür wir sehr dankbar sind. Jetzt brauchen wir die Zustimmung der Europäischen Kommission, damit den Worten auch Taten folgen können“, so Braun weiter. 

Das Werk ist ein Bestandteil der Steel4Future-Strategie von ArcelorMittal Germany, die die Umstellung seiner vier deutschen Werke, in Hamburg, Bremen, Duisburg und Eisenhüttenstadt,  auf eine emissionsfreie Stahlproduktion in den kommenden Jahren vorsieht.
kk/sb

Quellen und weitere Informationen

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