Kreativwirtschaft

Wie sich Corona auf die Medien- und Kreativwirtschaft auswirkt

12. November 2020
Handelskammer-Umfrage mit Stimmungsbild. Zwei kreative Branchen besonders betroffen. So reagiert die Hamburger Szene

Die Medien- und Kreativwirtschaft verzeichnet durch die Coronakrise eine schlechte Ertragslage und rechnet mit großen Umsatzeinbußen: Bei fast drei Viertel der befragten Unternehmen hat sich die Ertragslage gegenüber dem Vorjahreszeitraum verschlechtert, bei knapp 18 Prozent ist sie etwa gleichgeblieben und rund sieben Prozent verzeichnen eine Verbesserung. Dies ergab eine Umfrage der Handelskammer, an der bis Mitte Oktober 2020 insgesamt 620 Hamburger Unternehmen teilgenommen haben. 

Die Hälfte der Befragten erwarten Umsatzrückgang von bis zu 50 % für 2020

„Die Medien- und Kreativwirtschaft ist in vielen Bereichen eng verwoben, auch mit der besonders stark betroffenen Tourismus-, Veranstaltungs-, Kultur- und Gastronomiebranche“, sagt Martina Warning, Vizepräses der Handelskammer Hamburg. „Diese Unternehmen haben zwar kein Beschäftigungsverbot, verzeichnen aber erhebliche Umsatzeinbußen.“ So gab bei der Handelskammer-Befragung ein knappes Drittel der Betriebe an, dass sie für das Jahr 2020 mit einem Umsatzrückgang von mehr als 50 Prozent im Vergleich zu 2019 rechnen. Weitere 47 Prozent gehen von einem Rückgang von bis zu 50 Prozent aus.

Doch es gibt auch kreative Ideen aus der Branche, um beispielsweise der Kunstszene mehr Sichtbarkeit zu verleihen: Kunsthistorikerin Anne Simone Krüger und Filmemacherin Ariane Bethusy-Huc geben auf ihrer Plattform Open Space Einblicke in die Ateliers von Hamburger Künstler*innen – mit Videoporträts. Eine Crowdfunding-Kampagne, die noch bis zum 17. November läuft, soll das Projekt auf die nächste Stufe heben.

Jedes zehnte Unternehmen hat Existenzängste

Mit einer Rückkehr zur normalen Geschäftstätigkeit rechnen zwei von fünf Unternehmen erst nach dem zweiten Halbjahr 2021, etwa 10 Prozent rechnen nicht mit einer Rückkehr. Knapp 15 Prozent haben das Vorkrisenniveau bereits erreicht oder rechnen noch dieses Jahr damit. Während der Krise haben bisher ein Drittel Kurzarbeitergeld, knapp die Hälfte staatliche Zuschüsse und 10 Prozent sonstige Unterstützung bezogen (Mehrfachnennungen möglich). Nur ein Drittel der Unternehmen kam ohne staatliche Unterstützung aus. 

Jedes zehnte Unternehmen befürchtet, nicht zu überleben. Knapp die Hälfte hingegen rechnet damit, die Krise zu bewältigen. Die stark zurückgegangene Inlandsnachfrage ist laut Umfrage für fast zwei Drittel der Betriebe die große Herausforderung in den kommenden zwölf Monaten. 

Musikwirtschaft besonders betroffen

Als Teilbranche besonders betroffen ist die Musikwirtschaft, die aus Musikunternehmen (51 Prozent der Teilnehmer) aber auch aus Musikerinnen und Musikern (19 Prozent) sowie Clubs (30 Prozent) besteht. 58 Prozent der Befragten rechnen mit einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau nicht vor dem zweiten Halbjahr 2020 oder 2021. Die Ertragslage hat sich bei neun von zehn Unternehmen verschlechtert und bei zwei Dritteln ist der Gesamtumsatz um mehr als 50 Prozent gesunken. Mehr als jeder fünfte Betrieb in diesem Bereich fürchtet, die Krise nicht zu überleben. Auch in der Designbranche haben 20 Prozent der Unternehmen diese Sorge. Neun von zehn Betrieben sehen hier als die geringe Inlandsnachfrage als größtes Geschäftsrisiko.

So ging auch Europas größtes Clubfestival neue Wege: Das Reeperbahn Festival fand in diesem Jahr in hybrider Form statt. Mit einem reduzierten Programm und limitierter Besucherzahl wurde ein pandemiegerechtes Festival auf die Beine gestellt. Ein großer Teil der Konzerte war kostenfrei via Live-Stream verfügbar. 

Filmbranche verzeichnet geringere Umsatzeinbußen

Laut Umfrage sei die Lage in der Filmwirtschaft „verhältnismäßig positiver“. Auch hier hat sich die Ertragslage im Vergleich bei 70 Prozent der Betriebe verschlechtert, allerdings ist der Rückgang des Gesamtumsatzes geringer. Ein knappes Viertel rechnet mit einem Rückgang von mehr als der Hälfte, 55 Prozent erwarten ein Minus bis zu 50 Prozent. In Zeiten wie diesen wurde das Filmfest Hamburg 2020 zum Streamfest – im Kino und digital. Die Filme wurden einem reduzierten Publikum vor Ort gezeigt, weitere Cineast*innen hatten die Möglichkeit, ausgewählte Filme zu streamen.
sb

Quellen und weitere Informationen

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