GründerInnen

Hamburg, deine (Mut)-Macher*innen: Erfolgreich durch die Pandemie

15. Juni 2021
Serie über Corona als Ideenbeschleuniger. Teil 1: Wie Filmproduzent Jannis Riebschläger einen Corona-Trend für sich nutzt

Kräftezehrende Corona-Monate haben viele Unternehmer*innen, Startups und Solo-Selbstständige an ihre ökonomischen und persönlichen Grenzen gebracht. Doch Krisenzeiten sind immer auch Ideenbeschleuniger und Kreativitätsbooster und lassen mutige Macher*innen-Qualitäten sichtbar werden. Hinfallen erlaubt, liegenbleiben verboten. Als das Geschäft von Jannis Riebschläger einbrach, weil wegen des Lockdowns kaum Events und Messen stattfanden, zögerte der Werbefilmer nur kurz und machte sich dann ganz pragmatisch einen Gegentrend zunutze. 

Start im ersten Lockdown

Vor gut einem Jahr hat Jannis Riebschläger in der Hamburger Innenstadt das Studio seiner Videoproduktionsfirma Jannis Production eingerichtet. Hier bietet der 25-Jährige ein Full-Service-Paket für Werbefilmproduktionen an - vom Konzept über den Dreh bis zur Postproduktion - für Unternehmen, die sich online durch Imagefilm-Produktionen, Social-Media-Werbefilme oder Produktvideos besser positionieren wollen, um mehr Kunden und Mitarbeiter zu gewinnen.

Jannis Riebschläger startete zeitgleich mit dem ersten Corona-Lockdown und das mit einem Produkt, das bei vielen Unternehmen einem pandiemiebedingten Sparkurs zum Opfer fiel. Und doch ist die Filmproduktionsfirma auf Erfolgskurs, Riebschläger plant weitere Flächen anzumieten und sein Team zu erweitern. Sein Erfolgsrezept? „So etwas wie ein Rezept habe ich nicht. Aber was für mich funktioniert hat, war Agilität, meine ansteckende Begeisterung für die Projekte und trotz Corona fokussiert zu bleiben.“

Erfolgsrezept Agilität

Auch Jannis Production hat durch die Pandemie an Geschäft eingebüßt. „Der gesamte Bereich an Messe- und Eventvideos ist weggebrochen und ich stand mit einem großen Reisevergleichsportal in Verhandlungen, 500 Hotelvideos zu drehen.“ Also hat Riebschläger seine gesamte Energie in den Bereich Produktvideos verlegt. Wenn die Menschen Erlebnisse und Genuss durch die coronabedingten Beschränkungen nicht mehr 'draußen' finden, werden sie versuchen, sich entsprechende Produkte ins Haus zu holen, so seine Überlegung zu Beginn des ersten Lockdowns. Er hatte es mit zwei Arten von Kunden zu tun -  die Vorsichtigen, die sich für einen Sparkurs entschieden und diejenigen, die sagten: Jetzt erst recht investieren.

Produktvideo-Dreh

Stärkere Online-Präsenz nutzen

„Da klassische Marketingkanäle, wie Präsenzveranstaltungen, Kinospots oder auch Plakate, die ja kaum noch jemand sieht, wegfielen, mussten Unternehmen stärker online präsent sein.“ Das verstärkte die Nachfrage nach Videos für Websites und Onlineshops, Social-Media-Marketing oder YouTube-Ads, aber auch Filmen, die etwa als Online-Tools beim Onboarding-Prozess gebraucht wurden, erklärt der Filmproduzent. Zudem hätten die Videos aktuell eine kürzere Halbwertzeit, schlicht weil sie so oft geklickt werden. Auch das verstärke die Nachfrage.

Erfolgsrezept

Die Leidenschaft für seine Tätigkeit war ungebrochen. „Es geht darum, die Kernbotschaft kurz und knackig in Szene zu setzen.“ Ob nun für Dr. Oetker Pudding oder einen Soloselbständigen, der ganz am Anfang seines Geschäfts steht. "Das spüren die Kunden. Ich merke regelrecht, wie der Funke überspringt – und so entstehen tolle Projekte.“

Doch auch emotionale Rückschläge blieben nicht aus. „Angesichts des Bombardements mit schlechten Nachrichten die Motivation zu halten, ist nicht immer einfach“, räumt der Wahlhamburger ein. „Also arbeite ich ein Stückweit mit Scheuklappen und verschaffe mir einmal in der Woche einen generellen Überblick: Wo stehen wir? Welche Entwicklung betrifft mich speziell, wo kann, wo muss ich reagieren, wo eröffnet die Situation mir aber auch neue Möglichkeiten?“

Weltreise als Karrieregrundlage

Dieses Erspüren neuer Möglichkeiten liegt Riebschläger im Blut. „Ich hatte schon immer Spaß am Erfinden und Erkunden. Mein Lieblingsspielzeug war ein Roboter-Lego-Set und in der Natur bin ich jedem Käfer hinterher gekrochen, um ihn zu bestimmen.“ 2015 trieb ihn seine Entdeckerlust hinaus in die Welt.

Vier Jahre lang reiste er filmend durch die Welt und erkundete 50 Länder. Zwei E-Books, die es auf die Amazon-Bestseller-Liste geschafft haben, und ein Film sind so entstanden. „Hyperborea - Per Anhalter zum Nordkap lief in gut 40 Kinos deutschlandweit, alles im Alleingang produziert und vermarktet, ohne Vorwissen in der Branche und ohne großes Budget“, erzählt er stolz.

Riebschläger fängt mit seiner Kamera Schmetterling ein

Innovation und Automatisierung

Riebschläger ist Autodidakt. „Sechs Stunden pro Woche sind für das Austesten von Innovationen geblockt: Was gibt es Neues in der Technik, wo und wie kann ich es ausprobieren und passt es zu mir oder nicht?“ Aktuell experimentiert er mit interaktiven Videos. „Viele Kunden fragen sich, welcher Videostil für sie der richtige ist: Image-Produkt oder Webinar? Soll es ein 15-Sekunden-Spot sein oder in die Tiefe gehen? Ich habe für solche Kunden ein klickbares Video produziert, in dem sie verschiedene Fragen beantworten und wir so das individuell passende Produkt finden.“ Setzt sich die Technik durch, erleichtert sie Riebschlägers Arbeit, sie erlaubt eine Automatisierung des Vorgesprächs.

Hamburg als Homebase

Nach vier Jahren reisen durch die Welt, wollte Riebschläger sesshaft werden. Der gebürtige Leverkusener entschied sich für Hamburg. Seine Entscheidung erklärt er mit der besonderen Energie der Stadt und seiner Unternehmer. „Hier gibt es eine lebendige Kultur- und Gastroszene und der Gegensatz zwischen hanseatisch gediegenen Stadtvierteln und Szenevierteln, wie Kiez oder Schanze, bietet eine tolle Grundlage für kreatives Denken. Dazu Alster und Elbe, die für die nötige Entschleunigung sorgen – das ist die perfekte Gründerumgebung.“ Für die Zukunft schwebt Riebschläger eine noch engere, kreativere Zusammenarbeit mit seinen Kunden vor. „Die Idee ist eine ganze Alster- oder Elbvilla zu mieten. In einer Etage findet die Ideen-Findung statt, mit kreativen Ecken und Café, eine weitere umfasst das Filmstudio und eine ist ganz für Schnitt und Postproduktion reserviert.“
ys/kk

Imagefilm-Dreh

Quellen und weitere Informationen

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