Startups

Gutes Zeugnis für Hamburger Startup-Szene

5. März 2020
Startup-Monitor: Hamburger Gründer wollen im Schnitt zehn neue Mitarbeitende einstellen und Umsätze verdreifachen. Lebhafte Standort-Debatte

Hamburg gehört zu den fünf deutschen Hotspots, wenn es um die meisten Startup-Gründungen geht, gemeinsam mit Berlin, der Metropolregion Rhein-Ruhr, München und Stuttgart/Karlsruhe. Die Hamburger Gründerinnen und Gründer blicken dabei sehr zuversichtlich in die Zukunft: Sie wollen ihre Umsätze mehr als verdreifachen und ausländische Märkte erobern. Schwierigkeiten bereitet ihnen jedoch die Suche nach bezahlbaren Büroräumen und qualifiziertem Personal sowie der Zugang zu externem Kapital. 

Zu diesen Ergebnissen kommt die Regionalauswertung des 7. Deutschen Startup-Monitors (DSM), an der 141 Unternehmen aus Hamburg teilgenommen haben. Den bundesweiten DSM mit knapp 2.000 Befragten haben der Bundesverband Deutsche Startups e. V. und die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen im November 2019 veröffentlicht. An diesem Mittwoch (4.3.2020) wurden die Hamburg-Zahlen im Kontext von pwc und der Hamburg Invest präsentiert. 

Es folgte eine lebhafte Debatte über den Startup-Standort Hamburg. Oliver Rößling (12min.me) moderierte die Runde auf dem Podium mit Florian Nöll, Gunnar Froh (Wunder Mobility), Katrin Pietschmann (Fielmann Ventures), Sanja Stankovic (Hamburg Startups), Veronika Reichboth (Hamburg Invest) und Lilly Wittrock (ChefTreff).

Hamburger Entrepreneure wollen einstellen

Insgesamt herrsche demnach gute Stimmung in der Hamburger Gründerszene: Sie will ihre Umsätze deutlich von durchschnittlich 1,3 Millionen Euro im vergangenen Geschäftsjahr auf 4,4 Millionen Euro steigern, das Personal kräftig aufstocken und überdurchschnittlich häufig ins Ausland expandieren. 79 Prozent haben das vor – bundesweit liegt dieser Wert nur bei 66 Prozent. „Mich wundert diese gute Stimmung nicht, da Hamburg einige sehr spezifische Vorteile bietet“, kommentiert Thorsten Dzulko, Standortleiter von PwC in Hamburg. „Es gibt hier viele mittelständische oder familiengeführte Gesellschaften, die sehr unternehmerisch denken und sich als Business Angel – vom Sparringspartner bis zum Investor – für Startups engagieren.” 

Mühsame Suche nach Fachkräften und bezahlbaren Büroräumen

Die Gründer brauchen vor allem eines: gutes Personal. Vier von fünf Hamburger Startup-Entscheidern wollen deshalb in neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investieren. Die Zahl der Beschäftigten soll in den kommenden zwölf Monaten um 10 (bundesweit: 8) steigen – von 15 auf 25. Die Suche nach geeigneten Mitarbeitern ist jedoch mühsam: „Jeder Dritte bezeichnet den Zugang zu qualifiziertem Personal in Hamburg als schlecht. Das liegt auch an den hohen Mieten an der Alster, die für Hamburger Gründer gleich doppelt problematisch sind: Zum einen ist es schwierig, bezahlbare Gewerbeimmobilien zu finden, wie vier von zehn Befragten bestätigen“, so Dzulko. “Mitarbeiter sind der Bottleneck”, so auch Gunnar Froh, Gründer des Hamburger Startups Wunder Mobility. “Wir rekrutieren Mitarbeiter zumeist aus anderen Ländern, das wiederum klappt aber ganz gut”.

Gutes Netzwerk und Nähe zu Universitäten

Die Mehrheit der Hamburger Gründerinnen und Gründer (54 Prozent) bewertet das Startup-Ökosystem in der Hansestadt trotz allem als gut – liegt damit bei der Standortzufriedenheit aber unter dem bundesweiten Durchschnitt von 58 Prozent. Positiv bewerten die Hamburger Gründerinnen und Gründerdie Nähe zu Universitäten (78 Prozent) und das gute Netzwerk zu anderen Gründern (63 Prozent). Knapp die Hälfte bewertet die wirtschaftspolitischen Initiativen als sehr gut oder gut – dieser Wert liegt etwas unter dem Bundesdurchschnitt. „Aber Hamburg ist hier auf seinem sehr guten Weg und engagiert sich aus meiner Sicht sehr gut bei der Startup-Förderung “, sagt Christoph Haß, Ansprechpartner der PwC-Startup-Initiative NextLevel in Hamburg, „Die Stadt hat in den letzten Jahren viel für ein florierendes Ökosystem für Gründer getan – besonders hervorzuheben ist dabei die Arbeit der Startup Unit von Hamburg Invest.

Dr. Rolf Strittmatter, Hamburg Invest

Sie präsentiert die Stadt Hamburg vor Ort und auch international als sehr gründerfreundliche Stadt.“ Zudem profitieren die Gründer von der Metropolregion: Knapp zwei Drittel (63 Prozent) kooperieren mit anderen Startups, 77 Prozent arbeiten in Form einer Kooperation mit etablierten Unternehmen zusammen (bundesweit 67 Prozent).

Wunsch und Wirklichkeit

Etwas leichter als der Durchschnitt tun sich Hamburger Gründer damit, Investoren zu gewinnen. So bezeichnet es ein Drittel als einfach, Geldgeber von ihrer Finanzprognose zu überzeugen (bundesweit 24 Prozent). Nach Ansicht von Christoph Haß könnte das auch an der Ausbildung liegen: „Bei den Hamburger Startups sind mehr Betriebswirte tätig als im bundesweiten Schnitt. Vielleicht tun die sich etwas leichter als Naturwissenschaftler oder Ingenieure, Investoren von ihrem Business Plan zu überzeugen. Zudem hat jeder zweite bereits Gründungserfahrung und daraus seine Lehren gezogen – auch für die Kapitalbeschaffung.“ Dennoch zählt diese – wie bundesweit – in Hamburg zu den größten Herausforderungen. 

Wunsch und Wirklichkeit: Die bevorzugten Kapitalquellen der Startup-Entscheider sind Business Angels (53 Prozent), staatliche Fördermittel (48 Prozent) und Venture Capital (47 Prozent). Und auch wenn in Hamburg immerhin schon 42 Prozent über Business Angels finanziert werden – bundesweit sind das nur 23 Prozent – so erfolgt die Finanzierung auch in der Hansestadt für 82 Prozent der Startups primär über ihre eigenen Ersparnisse. Risikokapitalgeber sind an der Alster ebenfalls – wie überall in Deutschland – Mangelware: Nur 19 Prozent profitieren von Venture Capital. 
sb/kk

Startup-Szene Hamburg

Quellen und weitere Informationen

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