Energiewende

Erneuerbare Energien: Krise als historische Chance für Innovationen

4. Januar 2021
Wie wirkt sich die Corona Pandemie auf Hamburgs Branchen aus? Heute: Erneuerbare-Energien

Die Erneuerbare-Energien-Branche ist relativ gut durch die Pandemie gekommen; der Energiesektor fällt in die Kategorie 'systemrelevant'. „Energie brauchen die Menschen immer“, betont Astrid Dose, Prokuristin und Projektleiterin Öffentlichkeitsarbeit und Marketing der Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH. Entsprechend gut vorbereitet seien die Mitgliedsunternehmen gewesen. „Es gab herausragend durchdachte Katastrophenpläne, die beispielsweise die Mitarbeitersicherheit während der Hochphase der Pandemie gewährleistet haben, und dazu geführt haben, dass die Arbeit reibungslos fortgeführt werden konnte.“ Und das nicht nur in den großen Betrieben, sondern bis hinein in die verschiedenen Projekte, so Dose.

Sektorenkopplung den Weg ebnen

Das EEHH-Cluster initiiert fortlaufend neue Projekte im In- und Ausland mit dem Ziel, Hamburgs Rolle als das Zentrum für die Energiesysteme der Zukunft weiter zu stärken und auszubauen. Dabei werden unter anderem Projekte in den Bereichen Innovation, Technologie und Forschung vorangetrieben sowie EU-Förderprojekte wie Northern Connections zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mit Partnern in Nachbarstaaten umgesetzt, insbesondere für die verbesserte Sektorenkopplung in Nordeuropa.

Branchenumfrage zur Nach-Corona-Zeit

Der Blick auf die aktuelle Situation in der Branche fällt vergleichsweise positiv aus: „Das Wiederhochfahren der Wirtschaft nach der Krise bietet bedeutende Möglichkeiten, die erneuerbaren Energien stärker in das Energiesystem und in die Industrie zu integrieren“, erklärte Jan Rispens, Geschäftsführer des EEHH-Clusters, im Juli bei der Vorstellung der Branchenumfrage „Markterholung mithilfe von erneuerbaren Energien nach der Corona-Pandemie“. Auch die 180 befragten Mitgliedsunternehmen hoffen auf eine Stärkung ihrer Branche. So finden 85 Prozent der Befragten, dass der Ausbau der erneuerbaren Energien in einem angepassten Energiesystem einen großen bis sehr großen Stellenwert bekommen sollte und zwei Drittel befürworteten, dass Nachhaltigkeit und Klimaverträglichkeit beim wirtschaftlichen Wiederanlauf nach der Corona-Krise eine übergeordnete Rolle spielen sollten. Dass die Krise sogar eine historische Chance für Innovationen, für die Beschleunigung des Ausbaus der erneuerbaren Energien und für den Umbau des Energiesektors bietet, gab knapp die Hälfte der Befragten an. Und zwei Drittel wünscht sich, dass die Wirtschaft als Energieverbraucher gesetzlich verpflichtet wird, beim Wiederaufschwung nach der Corona-Pandemie stärker auf erneuerbare Energien zu setzen.

Hamburgs Klimaziele

In Hamburg liegt der Fokus schon länger auf den erneuerbaren Energien. So trug die Stadt 2011 den Titel Umwelthauptstadt Europas. Die Auszeichnung geht an Metropolen, die den Umweltschutz vorbildlich vorantreiben. Der aktuelle Klimaplan des Senats sieht vor, den CO2-Ausstoß bis 2030 um 55 Prozent zu senken und bis 2050 klimaneutral zu werden. „Hamburg hat seit 2011 im Klimaschutz viel erreicht. Wir sanieren die Schulen und öffentlichen Gebäude, setzen auf emissionsfreien öffentlichen Nahverkehr, investieren in den Landstrom im Hafen und steigen bei der Fernwärme aus der Kohle aus. Seit 2012 haben sich die CO2-Emissionen in Hamburg jedes Jahr verringert, im Durchschnitt um über 400.000 t CO2 pro Jahr. Wir werden mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen das 55-Prozent-Klimaschutzziel für 2030 sicher erreichen, dieses vermutlich sogar übertreffen“, so Bürgermeister Peter Tschentscher. Im August hat der Senat beschlossen, weitere 25 Millionen Euro für den Hamburger Klimaplan bereitzustellen.

Hamburg auf dem Weg zum emissionsfreien öffentlichen Nahverkehr

Verleihung des 9. „German Renewables Award“

Doch nicht nur die Politik setzt ihre Anstrengungen für eine „grünere Zukunft“ fort. Bei der Verleihung des 9. German Renewables Award im September wurden zukunftsweisende Ideen für die Energiewende ausgezeichnet. „Die Preisträger haben mit ihren Projekten zahlreiche Zukunftsthemen abgedeckt. Von der Studentenarbeit des Jahres, die eine Strategie zur Wärmenetzentwicklung in Hamburg vorstellt, bis zum Lebenswerk des Jahres: Reinhard Christiansen initiierte gemeinsam mit 28 Dorfbewohnern den „Windpark Ellhöft“ an der dänischen Grenze“, so Astrid Dose. Zudem gab es gleich zwei ausgezeichnete Projekte zum Thema Wasserstoff und eins zum Thema Digitalisierung in der Offshore-Industrie. Corona-bedingt fand die Preisverleihung als Hybrid-Event statt. „Sonst veranstalten wir eine richtig schöne Gala, das war dieses Jahr leider nicht möglich.“ Aber es sei trotzdem eine gelungene Veranstaltung gewesen mit rund 40 Gästen im Opernloft Altona und weiteren 300, die per Livetream zugeschaltet waren.

Verleihung des 9. „German Renewables Award“

Veranstaltungen unter Coronabedingungen 

Trotzdem hofft Astrid Dose auf mehr Planungssicherheit im kommenden Jahr. „Für ein Netzwerk wie unseres, das stark von Veranstaltungen lebt, war 2020 nicht einfach.“ Allerdings habe Corona auch in der Erneuerbare-Energien-Branche zu einer Vielzahl neuer Web-Veranstaltungen und Seminaren geführt, bei denen unter anderem auch Mitgliedsunternehmen eingebunden waren, die von ihren Erfahrungen während der Pandemie berichtet haben. „So haben wir erlebt, was digital alles möglich ist. Und diesen digitalen Faden werden wir auch weiterspinnen.“
ys/kk

Quellen und weitere Informationen

Gegründet im Dezember 2010 von der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Verein zur Förderung des Clusters der Erneuerbaren Energien Hamburg – beide halten 51% bzw. 49% – bündelt das EEHH-Cluster die Kompetenzen von aktuell mehr als 190 Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Institutionen aus der Metropolregion Hamburg im Erneuerbare-Energien-Sektor.

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