Kreativwirtschaft

ADC-Festival 2020: Von der Kraft des Nein-Sagens

20. Mai 2020
Von Hamburg in den digitalen Raum. Spannende Insights vom virtuellen Kreativfestival des Art Directors Club – und fast so viele Teilnehmer wie auf Kampnagel

In diesem Jahr blieb das Kulturzentrum Kampnagel in Hamburg leer. Stattdessen versammelten sich rund 900 Zuhörer vor ihren heimischen Bildschirmen, um das digitale ADC Festival 2020 (14. und 15. Mai) auf Facebook Live zu verfolgen. Das Event des Art Directors Club (ADC) gilt als Deutschlands größtes Kreativfestival. Das Motto in 2020: „The power of No – For a new Diversity of Thinking“. Mit dabei waren neun internationale Speaker, unter anderem Wirtschaftsphilosoph Anders Indset, Cradle-to-Cradle-Erfinder Prof. Michael Braungart und Grafik-Ikone Stefan Sagmeister. Die Hamburg News lassen den digitalen Kongress Revue passieren und berichten von spannenden Impulsen.

ADC-Kongress: Neues Denken beginnt, wenn altes Denken hinterfragt wird

900 virtuelle Teilnehmer. Das seien fast so viele Besucher wie beim ADC-Festival 2019, zeigte sich Dörte Spengle-Ahrens, Kuratorin des ADC Kongresses und Mitglied des ADC Präsidiums, zu Beginn des virtuellen Festivals (14. Mai) beinahe überrascht. Zusammen mit Entertainer Uke Bosse führte sie durch das launige Event. Den Auftakt machte der norwegisch-deutsche Wirtschaftsphilosoph Anders Indset, auch als „Rock’n’Roll-Plato“ bekannt. Er prophezeite: „Die Old Economy ist tot. Die New Economy auch. Wir müssen Wirtschaft neu denken.“ Diese neue Ökonomie nennt er Quantenwirtschaft. Anstelle von Konsumstreben und dem Kampf um neueste Technologien fordert Indset vielmehr eine Kultur der Mitbestimmung, der Zusammenarbeit – und des Verzichts. Er appellierte an die Festival-Zuhörer: „Sagt ‚nein‘ zu Regeln. Wir brauchen eine bewusste Revolution, und kreative Störenfriede.“

Cradle-to-Cradle-Erfinder: Nachhaltigkeit war gestern

Am späten Nachmittag betrat Prof. Dr. Michael Braungart, Leiter des Hamburger Umweltinstituts und passionierter Querdenker, die digitale Bühne. Im Gegensatz zu Indset ist der Wissenschaftler gegen Verzicht und Einsparen, denn „Nachhaltigkeit war gestern“. Schließlich sei weniger schlecht nicht gleich gut. „Alles muss nützlich sein“, ist Braungart überzeugt. Deshalb müssten alle Produkte noch einmal neu gedacht werden. Dabei gehe es nicht um Langlebigkeit, sondern um eine definierte Nutzungszeit: So basiert das Cradle-to-Cradle-Konzept (von der Wiege zur Wiege) darauf, dass alle eingesetzten Stoffe in den biologischen Kreislauf zurückfließen, nützlich sind und somit kein Abfall entsteht. Dabei seien Produkte als Dienstleistung zu verstehen, betont Braungart, z. B. die Nutzung von Stühlen kaufen, anstatt die Stühle selbst. Abschließend riet er dem nächsten Speaker, Tim Mälzer, zu einer Bratpfannenversicherung, denn nur so könnten die besten Materialien eingesetzt und wieder zurück in den Kreislauf geführt werden.
sb/kk

Cradle-to-Cradle-Konzept

Quellen und weitere Informationen

Art Directors Club

Im Art Directors Club für Deutschland (ADC) e. V. haben sich über 700 führende Köpfe der kreativen Kommunikation zusammengeschlossen. Clubmitglieder sind renommierte Designer, Journalisten, Architekten, Szenographen, Fotografen, Illustratoren, Regisseure, Komponisten, Produzenten sowie Spezialisten für digitale Medien und Werber. Das ADC Festival gilt als bundesweit größtes Treffen der Kreativbranche.

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