Studie

Studie der Uni Hamburg: Impfbereitschaft gegen das Coronavirus sinkt

30. Juli 2020
Befragung zur Impfbereitschaft gegen das Coronavirus in sieben europäischen Ländern, die größte Sorge sind Nebenwirkungen

Im Kampf gegen das Coronavirus gilt ein Impfstoff als entscheidend. Doch würde die Bevölkerung diesen auch nutzen? Während im April 2020 noch 70 Prozent der Menschen in Deutschland bereit waren, sich impfen zu lassen, sank die Zahl im Juni auf 61 Prozent. Viele Menschen würden sich insbesondere um mögliche Nebenwirkungen sorgen. In einer repräsentativen Studie unter Leitung des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg wurden jeweils im April und Juni 2020 mehr als 7.000 Menschen in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal und dem Vereinigten Königreich befragt.

Sorge vor Nebenwirkungen am stärksten

Insgesamt sinke die Impfbereitschaft gegen das Coronavirus in den befragten Ländern von 74 Prozent im April auf 68 Prozent nur zwei Monate später. Deutschland weise, neben Frankreich, die geringste Zustimmung zur Impfung unter den befragten europäischen Ländern auf. „Bedenklich ist, dass zunehmend mehr Menschen in Deutschland eine Impfung gegen das Coronavirus ablehnen, und dies sind weit mehr Menschen als die, die grundsätzlich Impfungen ablehnen“, erklärt Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Direktor des HCHE. Mit großem Abstand sorgen sich die meisten Menschen in allen befragten Ländern vor möglichen Nebenwirkungen und um eine nicht ausreichende Wirksamkeit eines möglichen Impfstoffes. Jeder Siebte, der gegen eine Impfung sei, glaube nicht, dass das Virus gefährlich für die eigene Gesundheit seo.

Information von Politik und Wissenschaft kann helfen

Die Studie zeigt allerdings auch, dass Befragte, die von sich selbst sagen, dass sie Informationen von Regierung, Europäischer Union und der Weltgesundheitsorganisation vertrauen, aufgeschlossener gegenüber einer Coronavirus-Impfung seien. „Politik und Wissenschaft sollten daher über mögliche Nebenwirkungen sowie die Wirksamkeit eines Impfstoffes sehr transparent kommunizieren und für das Vertrauen der Bürger werben“, empfiehlt Jonas Schreyögg.

Nord-Süd-Gefälle in Deutschland

„Die höchste Zustimmung in allen Ländern finden wir bei Männern, die älter als 55 Jahre sind, und bei denjenigen, die in einem Haushalt mit älteren Menschen oder mit einer Person mit chronischen Vorerkrankungen leben“, so Schreyögg weiter. Frauen seien über alle Altersgruppen hinweg unsicherer, ob sie sich impfen lassen wollen oder nicht. Zudem verteile sich die Impfbereitschaft innerhalb Deutschlands unterschiedlich: Die Impfbereitschaft nehme von Norden (67 Prozent) nach Süden (56 Prozent) ab.

Verteilungsfrage

Mit der Verfügbarkeit eines Impfstoffs stellt sich zugleich die Verteilungsfrage, schließlich wird kaum für alle impfbereiten Menschen unmittelbar Impfstoff bereitstehen. Wer sollte darüber bestimmen, wer einen Impfstoff gegen das Coronavirus als Erstes erhält? Hier seien sich die Befragten in allen Ländern einig: Sie sprechen die höchste Kompetenz Krankenhäusern und Ärzten (61, in Deutschland 54 Prozent), dem Gesundheitsministerium (55, in Deutschland 47 Prozent) oder einem nationalen Expertenteam (54, in Deutschland 46 Prozent) zu. 
sm/kk

Quellen und weitere Informationen

Die Befragung erfolgt als Kooperationsprojekt des Hamburg Center for Health Economics der Universität Hamburg, der Universitäten Nova School of Business and Economics (Portugal), Bocconi University (Italien) und Erasmus University Rotterdam (Niederlande). Eine Darstellung der ersten Ergebnisse des Projektes ist auf der Webseite des HCHE zu finden.

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