E-Mobilität

Premiere: Autonomer Kleinbus HEAT startet Fahrgastbetrieb

26. Oktober 2020
Autonomer E-Shuttlebus wieder in der HafenCity unterwegs – erstmals mit Passagieren. Mitfahrt via App möglich

Next level: Der autonome Kleinbus des Forschungs- und Entwicklungsprojekts HEAT (Hamburg Autonomous Electric Transport) ist seit 23. Oktober mit Fahrgästen unterwegs. Damit darf erstmalig in Deutschland ein autonomer Kleinbus im öffentlichen, innerstädtischen Straßenraum mit Fahrgästen und einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h den Betrieb aufnehmen, so die Projektbeteiligten. Anjes Tjarks, Hamburgs Senator für Verkehr und Mobilitätswende, und Hochbahn-Vorsitzender Henrik Falk waren die ersten Passagiere des fünf Meter langen autonom fahrenden Minibusses. Interessierte Hamburger*innen können sich bis zum 30. November 2020 via App für eine Mitfahrt registrieren.

Das Projekt ist Teil der ITS-Strategie (Intelligent Transport Systems) der Stadt Hamburg und soll im Rahmen des im nächsten Jahr in Hamburg stattfindenden ITS-Weltkongresses präsentiert werden.

Autonomes Fahren im urbanen Umfeld

Tjarks sagte: „Das Projekt zeigt, wie moderne Mobilität in Hamburg und speziell bei der Hochbahn gedacht wird. Autonomes Fahren mitten in einem urbanen Umfeld mit Radfahrenden und Fußgänger*innen umzusetzen, ist anspruchsvoll und in dieser Form weltweit einmalig.“ Durch den Start des Fahrgastbetriebs werde dies jetzt auch für die Menschen in Hamburg erlebbar. „Bis zum ITS-Weltkongress wollen wir beim autonomen Fahren weltweit ganz vorne dabei sein“, so Tjarks weiter.

Erweitertes Sichtfeld: Kleinbus und Masten mit Sensoren

Mit einer Geschwindigkeit von bis zu 25 km/h ist der autonom fahrende E-Kleinbus in der HafenCity unterwegs. Auf dem rund ein Kilometer langen Abschnitt der Teststrecke operiert das Shuttle neben seiner eigenen Umfeldwahrnehmung auf Basis von zwei weiteren Informationsquellen: Zum einen greift es auf die von Siemens Mobility entwickelte und durch Hamburg Verkehrsanlagen (HHVA) integriert bereitgestellte neuartige Streckeninfrastruktur zu. Der Einsatz zusätzlicher Masten mit Sensoren entlang der Fahrstrecke sei im Vergleich zu anderen Projekten einzigartig, da diese das Sichtfeld des Shuttles erweitern und so eine höhere Geschwindigkeit und vorausschauendes Fahren ermöglichen. So können dem Shuttle auch Informationen zu Fahrzeugen, Radfahrern oder Passenten gemeldet werden, die sich außerhalb des Sichtfelds seiner Sensoren befinden. 

Zum anderen nutzt das Fahrzeug die von der Stadt Hamburg zur Verfügung gestellten und auf wenige Zentimeter genaue HD-Karte über die aktuelle Strecke. Im Fahrbetrieb werden alle Informationen aus diesen Quellen übereinandergelegt, um die Position des Fahrzeugs sowie Abweichungen von der optimalen Position genau zu bestimmen. In der aktuellen Projektphase erhält das Fahrzeug den Fahrauftrag inklusive der zu bedienenden Haltestellen bereits von der Hochbahn-Leitstelle.

Probefahrt per App

Bis zunächst Ende November können sich Hamburger*innen per App für Mitfahrten im autonomen Shuttle registrieren. Für die Mitfahrt ist coronakonform eine Mund-Nase-Bedeckung vorgesehen. Durch die Infektionsschutzmaßnahmen im Zuge der Pandemie können neben dem Fahrzeugbegleiter und einem technischen Support zeitgleich bis zu drei Passagiere im Shuttle mitfahren. Nach Abschluss des Probefahrgastbetriebes geht das Fahrzeug zur Auswertung und Weiterentwicklung in die Winterpause, bevor es für die nächste Phase des Forschungsprojektes mit Fahrgastbetrieb im Frühjahr 2021 nach Hamburg zurückkehrt

Autonomes Fahren: Chancen und Herausforderungen

Falk ist stolz auf „diesen Entwicklungssprung“: „Hamburg wurde durch Bitkom gerade erst zur smartesten Stadt Deutschlands im Bereich Mobilität ausgezeichnet – dazu passt der vernetzte Ansatz von HEAT perfekt. Jetzt, wo wir den Shuttle in Betrieb nehmen können, kommen wir der Idee des Forschungsprojektes einen deutlichen Schritt näher: ein autonomer Kleinbus als neues Angebot dort, wo der Einsatz von großen Fahrzeugen nicht sinnvoll ist – zum Beispiel in Tagesrandlagen und Außenbezirken.“

Eine der größten Herausforderungen im Forschungsprojekt bleiben die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Fahren ohne Fahrzeugbegleiter gemäß SAE Level 4. Autonomes Fahren wird vom geltenden Rechtsrahmen derzeit noch nicht erfasst. Entsprechend umfassend gestalten sich die Prozesse rund um die Genehmigungsverfahren, die maßgeblich von den regulatorischen Vorgaben abhängen.

HafenCity als Mobilitätslabor

Dass der autonome Kleinbus HEAT seine Testfahrten in der in der HafenCity absolviert, ist kaum Zufall: In den östlichen Quartieren Baakenhafen und Elbbrücken sollen mit einem europaweit innovativen Smart-Mobility-Konzept neue Standards gesetzt werden, die E-Mobilität und Carsharing fördern und bereits in der privaten Tiefgarage beginnen. Außerdem gibt es neben S- und U-Bahn sowie Bus zahlreiche weitere Mobilitätsoptionen, wie StadtRad, Bike & Ride sowie HVV Switch-Punkten.
sb/kk

Quellen und weitere Informationen

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