Künstliche Intelligenz

Mindpeak – mit künstlicher Intelligenz zur Krebsdiagnose

8. September 2021
Das Hamburger Startup Mindpeak entwickelt eine KI, die Krebszellen identifizieren und charakterisieren kann. CE-Zulassung treibt Expansionspläne voran

Wir Menschen werden immer älter. Mit steigender Lebenserwartung erhöht sich jedoch auch das Risiko an Krebs zu erkranken, was wiederum mit einem wachsendem Arbeitsaufkommen für Pathologen einhergeht. Die Diagnose ‚Krebs oder kein Krebs‘ wird von den Fachärzten bislang vor allem durch die Begutachtung von Gewebeproben durch das Mikroskop gestellt – wie vor 100 Jahren. „Künstliche Intelligenz (KI, Anm. d. Redaktion) kann sie dabei heute allerdings maßgeblich unterstützen. Ein Pathologe benötigt für manche Befundungen bis zu 10 Minuten, unsere KI nur wenige Sekunden“, erklärt Felix Faber, der 2018 zusammen mit Dr. Tobias Lang Mindpeak gegründet hat.

Algorithmus weltweit in zehn Laboren im Einsatz

Das Hamburger Startup hat die Deep-Learning-Lösung BreastIHC zur Erkennung, Klassifizierung und Quantifizierung von Brustkrebszellen entwickelt. Im Mai erhielt die KI-Software ihre CE-IVD-Kennzeichnung: „Das CE-IVD-Zeichen bestätigt, dass BreastIHC alle wesentlichen Gesundheits- und Sicherheitsanforderungen der geltenden EU-Richtlinien erfüllt. Damit sind wir das erste Unternehmen in Deutschland mit solch einer Zulassung in der klinischen Routinediagnostik in der Pathologie“, betont Faber. Inzwischen wird der Algorithmus in zehn Laboren verwendet, darunter eine Laborkette in den USA, eines in Polen sowie das Institut für Hämatopathologie Hamburg.

Mindpeak-Mitgründer und CEO Felix Faber

Exakte Krebszellen-Analyse kann Heilungschancen verbessern

Die Vorteile der KI – Schnelligkeit und Genauigkeit – können am Ende Leben retten. Denn je früher eine exakte Diagnose erfolgt, desto gezielter die Behandlung und desto besser die Heilungschancen. Zumal die Therapieoptionen der modernen Medizin immer vielfältiger werden. Tumore entstehen durch sich verändernde Zellen. Je genauer der Zustand einer Krebszelle charakterisiert wird, desto besser lässt sich die erfolgversprechendste Therapie auswählen. „BreastIHC erkennt nicht nur Krebszellen als solche, sondern nimmt auch eine Analyse der Krebszelleneigenschaften vor“, erläutert Mitgründer Faber. Darüber hinaus ist es Mindpeak gelungen, eine ausgesprochen robuste KI zu entwickeln, die trotz der unterschiedlichen Bildqualität der Gewebeproben aus den verschiedenen Laboren zu gleichbleibend zuverlässigen Ergebnissen kommt – ohne die KI für jedes einzelne Labor nachtrainieren oder anpassen zu müssen.

Mindpeak: weitere Anwendungsfelder kurz vor der Zulassung

Brustkrebs zählt zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland, dicht gefolgt von Lungenkrebs. Entsprechend arbeitet das Hamburger Startup daran, seinen Algorithmus auch in diesem Feld zur Anwendung zu bringen. „Unser Ziel ist es, noch in diesem Jahr die Zulassung für zwei weitere Produkte zu erhalten: Einen Algorithmus, der schnell und zuverlässig Lungenkrebszellen identifizieren und charakterisieren kann, und eine Lösung, die auf Lymphknoten-Metastasen spezialisiert ist“, so Faber. „Und wir entwickeln eine Plattform, die es uns erlaubt, unser Produkt noch schneller an die verschiedenen Krebsarten anzupassen. In fünf Jahren wollen wir Pathologen bei 80 Prozent ihrer Analysen unterstützen können.“ Das ist umso relevanter, da die Zahl der Pathologen aktuell weltweit stagniert.

Fördermittel für die Expansion ins europäische und US-amerikanische Ausland

Finanzielle Unterstützung für ihre Ziele zu gewinnen, ist Mindpeak von Anfang an gut gelungen. Der Innovationsstarter Fonds Hamburg (IFH) sprach dem Startup unter Beteiligung von APEX Ventures, Nina Capital, Motu Ventures und prominenten Angel-Investoren drei Millionen US-Dollar zur Entwicklung von BreastIHC zu. Darüber hinaus ist Mindpeak nach eigenen Angaben das erste Hamburger Unternehmen, das die kombinierte EIC-Accelerator-Förderung der EU erhält. Die EU unterstützt die Expansion Mindpeaks ins europäische und US-amerikanische Ausland seit August 2020 sowohl mit einem Zuschuss von rund 1,4 Millionen Euro als auch mit europäischem Beteiligungskapital in Höhe von fünf Millionen Euro.
ys/sb/kk

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