Wasserstoff

Hamburg stellt Wasserstoff-Importstrategie vor

7. März 2022
Green Hydrogen Hub Europe: Wie die Elbmetropole bis 2030 zur europäischen Drehschreibe für grünen Wasserstoff werden will

Um die Klimaziele zu erreichen, wird ein stark steigender Bedarf an klimaneutralem grünem Wasserstoff erwartet, der durch die nationale Produktion nicht gedeckt werden kann. Selbst vor dem Hintergrund des ambitionierten Ziels, in Hamburg bis 2030 eine Elektrolysekapazität von rund 550 Megawatt aufzubauen, wird grüner Wasserstoff auf regionaler und überregionaler Ebene importiert werden müssen. Deshalb hat die Behörde für Wirtschaft und Innovation (BWI) am vergangenen Freitag (4. März) ihre Importstrategie für grünen Wasserstoff vorgestellt.

Hamburg als Drehkreuz für Wasserstoffimporte nach Deutschland und Europa

Der Aktionsplan umfasst neun Punkte und soll den Weg für den Import von Wasserstoff nach Deutschland über den Hamburger Hafen im großen Maßstab ebnen. Die Strategie soll zur Deckung des nationalen Energiebedarfs beitragen und Hamburgs Position als Wasserstoff-Pionier festigen. Darum hat die Stadt jetzt nochmals ihre Bemühungen verstärkt, eine europäische Importdrehscheibe für grünen Wasserstoff und ein Modell für eine integrierte Energiewertschöpfungskette zu werden.

Internationale Zusammenarbeit im Fokus

Die Wasserstoff-Importstrategie sei „ein weiteres wichtiges Puzzlestück für die Zukunft des Wirtschafts- und Hafenstandorts“, betonte Michael Westhagemann, Hamburgs Senator für Wirtschaft und Innovation, bei der Vorstellung der Pläne. „Hamburg will sich als verlässlicher Partner für Exportländer etablieren, dafür setzt die Strategie die richtige Grundlage.“ Die internationale Zusammenarbeit gilt als einer der wichtigsten Punkte in der Strategie, Deutschland vor allem über den Hamburger Hafen mit den Exportländern zu verbinden. Mit Schottland hat die Hansestadt bereits ein Memorandum of Understanding unterzeichnet. Weitere Kooperationen strebt die Stadt mit Partnerländern, wie Australien, Chile, Dänemark, Norwegen oder den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), an. Um die industrielle Dekarbonisierung mit Hilfe von grünem Wasserstoff zu unterstützen, sind jedoch weitere Schritte nötig.

In Moorburg soll ein Mega-Elektrolyseur entstehen

Die Wasserstoff-Importstrategie umfasst neun Punkte.

1. Norddeutsche Bedarfsanalyse
Der potenzielle zusätzliche Bedarf Norddeutschlands als Gesamtregion muss berücksichtigt werden. Die norddeutsche Bedarfsermittlung dient als Grundlage für die weitere Planung für Nachfrage und Import und soll bis 2023 abgeschlossen sein.


2. Europäischer Markthochlauf
Neben der Unterstützung durch die weltweit tätige H2Global Foundation wird auch die Schaffung einer gleichwertigen Förderungsinstitution für den europäischen Raum in Betracht gezogen.

3. Fördermöglichkeiten für Wasserstoffprojekte
Während des Markthochlaufs einer grünen Wasserstoffwirtschaft sind staatliche Fördermittel notwendig. Hamburg bietet ein proaktives Fördermittelmanagement, um Finanzierungsmöglichkeiten zu identifizieren und deren Nutzung zu unterstützen.

4. Internationale Kooperationen
Bis 2025 sollen mit mindestens sechs weiteren Ländern bzw. Regionen Absichtserklärungen abgeschlossen werden, um Produktionsmöglichkeiten für grünen Wasserstoff außerhalb Deutschlands zu erschließen und Importe zu sichern.

5. Schienengebundener Import
In Zukunft kann Wasserstoff nicht nur per Schiff und Pipeline, sondern auch über das bestehende Schienennetz importiert werden. Es werden Modelle für einen schienengestützten Wasserstoffimport entwickelt und bis 2023 hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Tragfähigkeit bewertet.

6. HyPerLink III
Hamburg und Schleswig-Holstein bereiten sich auf gemeinsame Gespräche mit Dänemark vor, um sich an der Einfuhr und der Verteilung von grünem Wasserstoff für die Industrie zu beteiligen und beide Bundesländer an das dänische Wasserstoffleitungsnetz anzuschließen.

7. Importinfrastruktur im Hamburger Hafen
Das Ziel ist die Entwicklung einer flexiblen Importterminal-Infrastruktur im Hamburger Hafen im großen Maßstab.

8. Vernetzung maritimer Akteure
Die maritime Wirtschaft bietet weitreichende Dekarbonisierungspotenziale. Die starken maritimen Netzwerke in Hamburg sollen eingebunden werden, um konkrete Projekte wie die Entwicklung neuer Schiffe oder technische Lösungen für Importterminals zu realisieren.

9. Zertifizierung von grünem Wasserstoff
Der Schwerpunkt liegt auf der Organisation von Austauschformaten mit importierenden Unternehmen, der Bundesregierung, der EU, exportierenden Ländern und anderen.

Während sich einige dieser Maßnahmen bereits in der konkreten Umsetzung befinden, sind andere noch im Planungsstadium.

Deutsche Expertise für nordeuropäischen Hub 

Westhagemann betonte bei der Vorstellung der Strategie auch, dass gerade vor dem Hintergrund der aktuellen geopolitischen Entwicklungen der Ausbau nachhaltiger Energieformen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Norddeutschland hat schon lange eine Vorreiterrolle beim Ausbau grüner Windenergie. Dieses Know-how wird nun in den Aufbau einer grünen Wasserstoff-Wertschöpfungskette eingebracht. Aktuell wurden darüber hinaus acht Projekte aus der Metropolregion Hamburg im Rahmen der „Important Projects of Common European Interest on Hydrogen Technologies and Systems" (IPCEI Hydrogen) von der Europäischen Union ausgewählt.

Leistungsstarker Hafen Hamburg

Verschiedener Studien zufolge wird für Deutschland im Jahr 2030 eine Importquote von grünem Wasserstoff in der Höhe von 40 bis 70 Prozent erwartet. Vor diesem Hintergrund will die Hafenstadt Hamburg ihre Importinfrastruktur anpassen und expandieren. Die geplanten Aktivitäten konzentrieren sich auf den weiteren Ausbau der Infrastruktur auf dem Land- und Seeweg sowie den Bau von speziellen Onshore-Pipelines. Die Maßnahmen zielen darauf ab, die Dekarbonisierung der lokalen Industrie zu unterstützen und einen Teil des nationalen und europäischen Bedarfs zu decken. „Wir sehen uns gut gerüstet, um zukünftige Wasserstoffbedarfe am Standort und weit darüber hinaus über Hamburg als Importhafen abzuwickeln“, betont Westhagemann. „Damit wollen wir auch die lokale Wasserstoffwirtschaft fördern, Arbeitsplätze in bestehenden Industriezweigen sichern und neues Wertschöpfungspotenzial am Standort generieren.“
bs/sb

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