Künstliche Intelligenz

Frauen in der KI: Warum Diversität in der Branche entscheidend ist

26. Oktober 2021
Teil 4 der Serie „Female AI – vier Fragen an Frauen aus der KI“. Heute: Dr.-Ing. Susan Wegner, VP AI & Data Analytics bei Lufthansa Industry Solutions

Die Zukunftstechnologie künstliche Intelligenz (KI) bietet spannende Karrieremöglichkeiten. Davon sind auch das Hamburger KI-Unternehmen Synergeticon, der Verein ARIC Hamburg und die Bildungsinitiative proTechnicale überzeugt: Gemeinsam wollen sie speziell Frauen in der KI mehr Sichtbarkeit verleihen und fördern. In Kooperation mit den Hamburg News kommen deshalb in der Interview-Reihe  „Female AI – vier Fragen an Frauen aus der KI“ Frauen zu Wort, die bereits erfolgreich in der Branche Fuß gefasst haben.

Heute: Dr.-Ing. Susan Wegner, verantwortlich für die Business-Unit „Artificial Intelligence & Data Analytics“ bei Lufthansa Industry Solutions, mit Sitz in der Metropolregion Hamburg. Insbesondere in den Bereichen Machine Learning, Künstliche Intelligenz und Plattform-/Softwaredesign verfügt sie über mehr als 15 Jahre Erfahrung und hat bereits unter anderem für die Deutsche Telekon und Bosch gearbeitet. Als Informatikerin und Mathematikerin beschäftigte sie sich schon früh mit Künstlicher Intelligenz, was schließlich zu ihrer Promotion führte. In ihrer Freizeit engagiert sich Dr.-Ing. Susan Wegner ehrenamtlich als Botschafterin bei proTechnicale, dem technischen Orientierungs- und Qualifizierungsjahr für junge Frauen.

Vier Fragen an ... Dr.-Ing. Susan Wegner, VP AI & Data Analytics bei Lufthansa Industry Solutions


Hamburg News: Was machen Sie in der KI-Branche, und warum ist das wichtig?

Dr.-Ing. Susan Wegner: Ich sehe den Sinn meines Jobs darin, KI für jeden greifbar und nutzbar zu machen. Schon heute können KI-Systeme uns Menschen bei täglichen Aufgaben unterstützen und entlasten, sodass wir unsere wertvolle Zeit effizienter nutzen können. Ich untersuche Anwendungsfälle, in denen KI unsere Aufgaben und Handlungen unterstützen kann und uns hilft, unsere Routinen und unser Leben effizienter und effektiver zu gestalten. Es geht darum, dass ich glaube, dass sich die Menschheit mit der Unterstützung von KI deutlich weiterentwickeln kann, nicht nur in Bezug auf positive finanzielle Auswirkungen für Unternehmen, sondern auch als Gemeinschaft und Gesellschaft.

Hamburg News: Wie sind Sie zum Thema KI gekommen?

Wegner: Ich habe Informatik und Mathematik studiert und bereits an der Universität einige KI-bezogene Kurse besucht. Nach meinem Masterstudium habe ich angefangen, an einem Forschungsprojekt am Deutschen Herzzentrum in Berlin zu arbeiten, das sich auf dem Campus der Universitätsklinik in Berlin befand. Eines der Hauptthemen war die genaue Lokalisierung von Tumoren in MRT- und CT-Aufnahmen. Mit meinem Hintergrund in Mathematik war das damals eine faszinierende und sehr anspruchsvolle Aufgabe und so begann ich, mich mit Bildsegmentierung bzw. KI zu beschäftigen. Allerdings war es noch nicht so anwendbar wie heute, das heißt für die Segmentierung eines 10x10 cm großen Bildes brauchte das neuronale Netz eine komplette Nacht, bevor wir am Morgen die Ergebnisse hatten.

Dr.-Ing. Susan Wegner

Hamburg News: Was sind Ihre (beruflichen) Pläne für die Zukunft?

Wegner: Derzeit verfolge ich zwei große Strategien. Die erste ist, KI-Lösungen einfach und schnell für alle anwendbar zu machen, zum Beispiel durch das Anbieten von KI als Service. Bislang war die KI-Entwicklung eher eine Individualprogrammierung, für die oft erst KI-Experten gefunden oder ausgebildet werden mussten. Das machte die Projekte langwierig und teuer. Zudem waren nur große und finanzstarke Unternehmen in der Lage, solche Projekte zu stemmen. Mit einem Cloud-Service hingegen ist KI in die Reichweite von mittelständischen Unternehmen gerückt. KI als Service senkt die Herausforderungen, weil viele Teilprobleme bereits im Vorfeld durch den Anbieter gelöst wurden. Unternehmen kommen dadurch viel schneller an den Punkt, an dem sie wirklich von KI profitieren können.

Meine zweite Strategie besteht darin, den Geschäftsbereich Artificial Intelligence & Data Analytics bei Lufthansa Industry Solutions zu dem bekannten und anerkannten großen KI-Team in Deutschland zu machen. Wir haben bereits ein sehr qualifiziertes und erfahrenes Team mit einer langen Historie bei der Einführung von KI-Fällen in der Produktion und der Generierung von Geschäftseffekten. Wir sind dabei, dieses Team weiter auszubauen und möchten die Größe im nächsten Jahr mehr als verdoppeln.

Hamburg News: Warum sollte es mehr Frauen in der KI geben?

Wegner: Ein Hauptgrund ist, dass die KI von Menschen bzw. den Daten trainiert wird und wir somit unsere persönliche Perspektive in das Training einbringen. Wenn Sie zum Beispiel an einen Tennis- oder Fußballtrainer denken, werden seine Schüler immer von seiner persönlichen Note beeinflusst, sei es der Spin oder die Rituale, die er vor einem Spiel hat. Deshalb wird den Schülern geraten, ihre Trainer ab und zu zu wechseln. Nicht, weil ihre Trainer einen schlechten Job gemacht haben, sondern, um eine neue Perspektive zu gewinnen. Wenn Sie jetzt also an einen Trainertyp für alle Schüler in der Welt denken, würde sich das Spiel nicht wesentlich weiterentwickeln und auch keine Schüler berücksichtigen, die nicht in ihren Schülertyp passen. Übersetzt man nun das Trainerproblem, muss KI in der Lage sein, alle möglichen Perspektiven abzudecken, um uns in allen Bereichen, in denen KI anwendbar ist, weiterzubringen.

Eine künstliche Intelligenz darf niemanden diskriminieren. Daher ist die Beachtung von Diversität in der KI entscheidend für ihren Erfolg. Daher bin ich davon überzeugt, dass wir mehr Frauen brauchen, damit KI zu der vielversprechenden Lösung wird, von der wir glauben, dass sie es sein kann, um mehr Diversität unter den verfügbaren KI-Schöpfern und -Trainern zu erreichen, um mögliche Vorurteile zu verringern. Wenn die Vielfalt in der KI vernachlässigt wird, laufen wir Gefahr, die Geschlechterkluft, gegen die wir schon so lange kämpfen, zu potenzieren und Minderheiten, die die einzige Quelle für die Herausforderung des Status quo sind, weiterhin zu vernachlässigen.
ae/tn/sb

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