Corona

Europaweite Covid-19-Studie: Bevölkerung ist vorsichtig optimistisch

30. November 2020
Befragung in sieben europäischen Ländern unter Leitung der Uni Hamburg. Rund zwei Drittel der Deutschen unterstützen aktuelle Lockdown-Politik

Auch wenn vielen Menschen in Deutschland die wirtschaftliche Situation des Landes Sorgen bereitet, unterstützen sie mehrheitlich die aktuellen Maßnahmen und blicken eher optimistisch auf das kommende halbe Jahr. Dies zeigen die neuesten Ergebnisse einer repräsentativen, europaweiten Studie unter Leitung des Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg, bei der auch nach Weihnachten mit der Familie und dem Status quo der Impfbereitschaft gefragt wurde. Die Befragung wird seit April 2020 etwa alle 2-3 Monate durchgeführt, dabei wurden die aktuellen Resultate im Zeitraum vom 5. bis 16. November 2020 erhoben.

65 Prozent der Deutschen unterstützen aktuelle Lockdown-Maßnahmen

„Die neuen Auswertungen zeigen, dass zwar 64 Prozent aller Befragten (in Deutschland 65 Prozent) hinter den aktuellen Lockdown-Maßnahmen stehen“, sagt Prof. Dr. Jonas Schreyögg, wissenschaftlicher Leiter des Hamburg Center for Health Economics (HCHE). 46 Prozent der Befragten können sich sogar vorstellen, dass das Leben in den nächsten Monaten wieder wie vor der Corona-Pandemie werden wird. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung beurteilen die Menschen im europaweiten Vergleich hierzulande am besten, allerdings äußern 51 Prozent Bedenken.

Weihnachten mit der Familie: fast jeder Zweite optimistisch

Die aktuellen Kontaktbeschränkungen werden in Deutschland als weniger einschneidend wahrgenommen als in anderen Ländern, so die Studie weiter. Etwa 60 Prozent erwarten, auch in den kommenden Monaten ausreichend soziale Kontakte zu haben. Am meisten leidet die Bevölkerung in Portugal und Italien unter diesen Einschränkungen. 

Während in Deutschland fast jeder Zweite optimistisch ist, Weihnachten mit der Familie feiern zu können, zeigen sich die Menschen in Frankreich, Portugal und Italien am wenigsten hoffnungsvoll. Für die kommenden Monate stellen sich die Menschen überwiegend darauf ein, zu Hause zu bleiben: Nur 26 Prozent der Deutschen, Briten und Franzosen (europaweit 23 Prozent) kann sich vorstellen, im nächsten halben Jahr zu verreisen.

Norden zeigt hohe Impfbereitschaft – im deutschlandweiten Vergleich 

Bei der Impfbereitschaft konnte der seit April festgestellte Abwärtstrend gestoppt werden. Sie liegt nun wie schon im September bei 57 Prozent. „Ob auf diese Weise eine Herdenimmunität in der Bevölkerung zu erzielen ist, bleibt ungewiss“, erklärt Schreyögg. So liegen beispielsweise die Werte in Dänemark und Großbritannien mit 71 und 69 Prozent wesentlich höher. Auch innerhalb Deutschlands variiert die Impfbereitschaft erheblich: Die nördlichen Bundesländer liegen mit 63 Prozent weit vor den westlichen und südlichen Ländern mit 57 und 55 Prozent sowie dem Osten (52 Prozent).

Als Grund, sich impfen zu lassen, wird am häufigsten der Wunsch angegeben, sich selbst und Familienmitglieder vor einer Ansteckung zu schützen. Erst an dritter Stelle steht der Wunsch, mit einer Impfung die derzeitigen Corona-Einschränkungen wieder loszuwerden. Diejenigen, die unsicher oder gegen eine Impfung sind, gaben am häufigsten die Sorge vor möglichen Nebenwirkungen an.

Corona-Studie liefert Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung

Die Studie liefern zugleich Handlungsempfehlungen für Politik und Verwaltung. Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Die wissenschaftlichen Erkenntnisse helfen der Politik, die richtigen Entscheidungen in Krisenzeiten treffen zu können. Das zeigen auch gerade die Daten aus der Studie des HCHE, die verdeutlichen, wo wir noch stärker handeln müssen.“ Die wiederholte Befragung zeige, wie sich die Einstellung der Menschen über den Pandemie-Verlauf verändere, sagt Schreyögg: „So beobachten wir aktuell besonders bei der Impfbereitschaft gegen COVID-19, dass eine Informationskampagne für eine weite Akzeptanz in der Bevölkerung wichtig ist.“
sb

Quellen und weitere Informationen

Corona-Forschung am HCHE 

Seit April 2020 untersucht das Hamburg Center for Health Economics (HCHE) der Universität Hamburg die Einstellungen, Sorgen und das Vertrauen der Menschen in Bezug auf die Corona-Pandemie. Mehr als 7.000 Befragte in Deutschland, Dänemark, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal und dem Vereinigten Königreich nahmen jeweils an den Befragungen (April, Juni, September und November) teil. Die Studie erfolgt als Kooperationsprojekt mit den Universitäten Nova School of Business and Economics (Portugal), Bocconi University (Italien) und Erasmus University Rotterdam (Niederlande). Die Universität Hamburg fördert das Projekt aus Mitteln der Exzellenzstrategie. 

Hamburg Center for Health Economics (HCHE)

Gegründet 2011, forschen am HCHE rund 80 Wissenschaftler*innen aus Ökonomie und Medizin zu Lösungen aktueller und künftiger Fragestellungen der Gesundheitsversorgung. Das Zentrum ist eine gemeinsame Forschungseinrichtung von Universität Hamburg und Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Neben der interdisziplinären Forschung verfolgt das HCHE diese Ziele: Wissenschaftliche Exzellenz mit nationaler und internationaler Sichtbarkeit, Ableitung von praktischen Implikationen für Politik und Entscheidungsträger sowie eine zukunftsorientierte Ausbildung, unter anderem mit einem eigenen Masterstudiengang (Health Economics & Health Care Management).

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